Seit fast einem Jahr wohnen wir nun im Haus. Offene Baustellen haben wir nach wie vor in nahezu jedem Raum, vor allem im Erdgeschoss geht es nur langsam voran. Kleine Fortschritte gibt es im Garten (immerhin hatten wir letztes Jahr eigene Tomaten, Erdbeeren, Zucchinis und Chilis) und im Moment bin ich sehr mit Ausmisten beschäftigt.
Apopos Ausmisten.
Es ist durchaus leichter, Zeug anzuhäufen als wieder Zeug loszuwerden.
Diverse Versuche, Zeug (auch Sinnvolles und wirklich noch Tolles) über unterschiedliche Online Plattformen zu verkaufen, finde ich schwierig. Entweder man wird blöd angemacht, landet direkt in einer Azockmasche oder die Menschen sind beleidigt, wenn man nicht alles für einen Euro verkauft und dann bitte noch den Versand übernimmt und wehe man reagiert nicht sofort. Ein Versuch beim Kindersachenbasar war ähnlich ernüchternd: 10 Euro Standgebühr, Essen und Trinken und ein neuer Traumfänger … verkauft habe ich für 7 Euro und mir den ganzen Tag die Beine in den Bauch gestanden. Läuft bei mir.
Trotzdem tut es gut, Sachen auszusortieren. Mit der Zeit wächst emotionaler Abstand von so einigen Dingen und das Loslassen – Wegwerfen – wird leichter.
Ein Highlight der letzten Wochen war sicher das Öffnen einer Umzugskiste von 2017. Jawohl. Gepackt von Freunden und Bekannten nach der Geburt unserer Tochter, in der alten Wohnung und dann niemals ausgepackt weil die „Übergangswohnung“ viel zu klein war.
Fürs Ausmisten brauche ich Ruhe und vor allem viele Nerven. Denn Ausmisten macht erstmal mehr Chaos; insbesondere dann wenn es nur in Schrittchen voran geht. In dem Fall muss ich mit Scheuklappen laufen und nicht groß nach links oder rechts sehen – Überforderungsgefahr wegen der vielen Haufen die sich da türmen. Eine Freundin sagt dazu „Baby steps“, ein sortiertes Regalbrett im Schrank ist demzufolge besser als GAR KEIN entrümpeltes sortiertes Regalbrett aber es ist NUR EINS UND DER REST IST IMMER NOCH EIN MOLOCH! (Zugegeben, ein kleinerer Moloch als zuvor.)
Es geht halt nicht anders. Familie, Haushalt, Arbeit und der restliche täglichen Wahnsinn sind ja auch noch da. Und wenn ich dann noch Ruhe und Nerven habe, gehe ich in den Garten. Jawohl. Immerhin ist es mir am Wochenende gelungen, die zum Nachbarn grenzende Sandsteinmauer (Baujahr unbekannt) in großen Teilen vom Efeu zu befreien.
Ausmist-Baustellen gibt es überall – im Garten (ehrlich gesagt der ganze Garten), Küchenschränke, die Schränke im Badezimmer, die Kleiderschränke, sämtliche Regale, diverse Kisten in unserem Lager, Kram-Kisten vom Umzug. Ich werde bei Gelegenheit Bilder beisteuern, wobei damit der Bilder-Zeug-Müll auf dem Smartphone wieder größer wird. Wer schaut sich die Bilder denn in 4 Jahren noch an? Müsste auch nicht hier eine regelmäßige Sortierung erfolgen, wenn man die Highlights eines Jahres in ein Fotobuch gepackt hat? Brauche ich noch Fotos vom Urlaub auf Korsika von 2012 oder sind es die damit verbundenen Erinnerungen?
Erste Erfolge sind die Hälfte des Wohnzimmers und das große Regal im Büro. Gar kein Chaos entstanden ist im Schlafzimmer, dafür fehlen hier noch Bilder an den Wänden. Damit sind wir wieder am Anfang des Beitrages und der Erkenntnis: Zeug anzuhäufen ist leichter, als Zeug loszuwerden. Verdammt.