Unser Bücherregal soll natürlich nicht unbehandelt bzw. einfach nur „Holz“ sein. Nach einiger Recherche habe ich mich dafür entschieden, die Seitenteile und Fronten mit Kreidefarbe zu streichen und den Rücken mit einer Tapete zu bekleben. Der Kreidefarbe wird nachgesagt, dass sie umwelt- und kinderfreundlich ist. Sie ist eher in pastell-tönen gehalten (zumindest die, die mir bisher über den Weg gelaufen sind) und man kann mit ihr schöne Effekte durch nachträgliches Abschleifen erzielen. Sehr viele nutzen Kreidefarbe um Möbeln einen Used bzw. Vintage Look aka „Shabby chic“ zu verpassen.
Streichen mit Kreidefarbe
Zunächst habe ich ein Testbrett genommen und ausprobiert, wie sich die Farbe verhält. Konkret beschäftigten mich folgende Fragen:
- Wie lässt sich die Farbe streichen?
- Wie gut deckt die Farbe?
- Muss ich das Holz zuvor grundieren oder schleifen?
- Wie verhält sich die Farbe an Kanten und wie ist das Ergebnis beim Schleifen?
Das Ergebnis ließ sich sehen: Die Farbe deckt gut, das Holz musste nicht geschliffen werden und eine Grundierung war ebenfalls nicht nötig. Ich konnte also direkt an die Umsetzung gehen. Von der Idee her wollte ich blaue und rote Farbe als Untergrund haben und eine Cremefarbe darüber streichen, um dann die helle Farbe an einigen Stellen abzuschleifen um die Untergründe hervor zu holen.
Untergrundfarbe(n)
Auf dem Bild seht ihr die ersten gestrichenen Fronten. Das kleine Brett hatte ich zunächst in rot gestrichen, das Brett mit de Wellen in blau. Das Brett mit den Löchern fürs Geheimfach hatte ich direkt abwechselnd rot und blau gestrichen. Eine Bekannte fragte mich nach der Konsistenz der Farbe bzw. danach wie sich das Brett nach dem Streichen anfühlt: Es ähnelt schon einer Schul- oder Straßenkreide, wobei die Körnigkeit von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich sein wird. Meine Farbe ist gröber als Schulkreide, das heißt für einige ist das erste Anfassen der gestrichenen Bretter vielleicht nicht ganz so schön.
Anschließend habe ich alle Bretter mit der jeweils anderen Farbe gestrichen. Das war sehr aufregend, denn ich habe den zweiten Anstrich nicht vollflächig aufgetragen, sondern mit einem trockenen Pinsel und mit unterschiedlichem Druck.
Außerdem habe ich versucht den Pinsel nur einmal aufzusetzen und dann in einem Zug über die gesamte Fläche zu streichen. Bei jedem Brett dachte ich dabei „Oh, was passiert wenn ich das jetzt blöd mache und es mir am Ende nicht gefällt.“ Aaaahh! Wie man auf dem zweiten Bild sehen kann ist mir an einigen Stellen trotz des Abstreichens zu viel Blau auf die Bretter gekommen.
Nichstdestotrotz hat mich das Ergebnis positiv überrascht – das „Muster“ das entstand gefiel mir so gut, dass ich gar nicht mehr sicher war, ob ich noch mit der Creme-Farbe drüber streichen wollte. Aber: No Risk, no fun. Also hieß der nächste Schritt: Vollflächig mit Creme drüber! Etwas überrascht hat mich dabei, dass die Creme-Farbe – trotz gleichem Hersteller – eine deutlich dickflüssigere Konsistenz als die beiden bunten Farben.
Schleifen und Wachsen
Mit einem Schleifklotz ging das Schleifen der Oberflächen sehr gut und schnell. Wichtig ist, dass ihr an einigen Stellen etwas mehr und an anderen Stellen etwas weniger Farbe herunter nehmt um den gewünschten Effekt zu erzielen. Auf den Bildern seht ihr außerdem, dass die Farbe nach dem Trocknen sehr hell wird, zwischen dem weißen und dem weißen geschliffenen Seitenteil sieht man nur wenig Unterschied. Vielleicht liegt das auch am Licht in dem ich fotografiert habe. Schon beim Wachsen wurde der Kontrast deutlich besser sichtbar. Die leuchtenden Farben bleiben auch nach dem Trocknen des Wachses bestehen. Nach dem Wachsen fühlt sich das Holz glatt und weich an; die beim Auftragen der Kreidefarbe rauhe Griffigkeit wird so genommen.
Als Einzelbild hänge ich das Wellenbrett noch mal dazu, das ist sehr schön geworden. Die Struktur des Holzes kommt toll heraus. Die dominierende Farbe nebem dem Weiß ist die Grundfarbe. Das heißt wenn ich ein Brett zunächst rot gestrichen und anschließend blaue Akzente gesetzt hatte, dominiert das Rot. Anders herum ist es auch bei der blauen Farbe. Im Nachhinein denke ich, es hätte gereicht die Bretter von Anfang an fleckig zu bemalen oder mehr Mut bei der zweiten Farbe zu haben.
Wenn ihr das nachmachen möchtet, denkt daran, dass Kanten sich schneller (ab)schleifen lassen als glatte Flächen. An wenigen Stellen ist bei unserem Regal die ganze Farbe runter, so dass man das Holz durchscheinen sieht. Das sind aber wirklich nur Mini-Stellen und auch dort wo das Regal stark beansprucht werden wird.
Tapezieren
Für die Fläche, die ich tapezieren wollte, reichte eine *hust* großzügige Testbahn; sowas darf man in einigen Baumärkten einfach abschneiden und mitnehmen. Ich bin übrigens absoluter Neuling sowohl in Kreidefarbe als auch im Tapezieren.
Beim Test-Tapezieren war die Konsistenz des Kleisters meine größte Herausforderung. Die war ständig irgendwas zwischen zu dünn und zu dick bzw. fest. Vielleicht hab ich auch nur keine Hand für diesen speziellen Kleister, sobald der mal stockte hörte er gar nicht mehr damit auf und im Nu war es ein fester Klumpen. Nachdem mein Mann das Drama einige Zeit lang beäugte nahm er sich ein Herz und half…
Die Bahn war zu schmal, also mussten wir das Tapetenstück durchschneiden und an einer Kante passend anlegen. Schwierig war das Tapezieren unserer Schattenfuge, die Tapete sollte ja möglichst gut anliegen und die Form der übertragenen Säule nicht zerstören. Auf dem Bild ist sie vorne an der rechten Kante zu sehen. Ganz zusammengebaut könnt ihr das Regal auf dem letzten Bild bewundern. Nach dem Trocknen konnten wir die im Holz vorbereiteten Schlitze für die Regalböden ausschneiden und die Böden hineinstecken.